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Anhang 2: Übersicht über werkseitige Oberflächenausrüstungen

Übersicht über werkseitige Oberflächenausrüstungen:

Oberflächen-ausrüstungen Definition Funktion Beschichtungs-Verfahren

Hinweis:

Diese Tabelle ist größtenteils der FEB Technischen Information Nr. 1 in der überarbeiten Fassung entnommen [19]. Verfasser dieses Abschnittes: K. Möller, Firma Gerflor, Mitglied der FEB Arbeitsgruppe Technische Information Nr. 1

  • Oberflächenausrüstungen sind alle werkseitig aufgebrachten Beschichtungen. Das Beschichtungsmaterial kann aus einem oder mehreren Basisrohstoffen bestehen. Die Beschichtung kann nach verschiedenen Verfahren erfolgen.
  • Entsprechend den Ausführungen in der DIN EN 649 (Nutzschicht erst ab Schichtdicken > 0,15 mm) sind die Oberflächenausrüstungen nicht Bestandteil der Nutzschicht.
  • Begriffe, wie Oberflächenvergütung, Oberflächenbeschichtung und Oberflächenlackierung sind zur Beschreibung von werkseitig aufgebrachten Oberflächenausrüstungen ebenfalls gebräuchlich. Sie sind nicht genormt.
  • Durch werkseitige Oberflächenausrüstung werden Bodenbeläge bereits vor, während und nach der Verlegung geschützt, die Gebrauchseigenschaften verbessert, die Kosten für Reinigung und Pflege verringert und die Werterhaltung insgesamt gesteigert.
  • Die Lebensdauer einer Oberflächenausrüstung kann durchaus der des Belages entsprechen. Sie ist abhängig von der Art des werkseitig aufgebrachten Materials, von der Schichtdicke, jedoch hauptsächlich von den im Laufe der Zeit durchgeführten Maßnahmen zum Werterhalt. Wann Maßnahmen zum Werterhalt erforderlich sind und wann Handlungsbedarf auf Grund von Laufstraßen etc. eintritt, kann sehr unterschiedlich sein. Das ist von der Oberflächenausrüstung selbst, als auch von der Nutzung und der Art und Häufigkeit der Reinigung abhängig.

Als Oberflächenausrüstung gebräuchlich sind im Wesentlichen fünf Verfahren, die sich in charakteristischen Merkmalen unterscheiden und in der Regel Schichtdicken von 5-40 µm umfassen können.

1. Vernetzende wässrige Beschichtungen

a. UV-vernetzende wässrige Beschichtungen

  • Physikalische Trocknung durch Wärme in Trockenkanälen
    und/oder durch Infrarotstrahlung
  • Chemische Vernetzung durch ultraviolette Strahlung (UV)
  • Typische Trockenschichtdicke 8-15 µm

b. Hitze-vernetzende wässrige Beschichtungen

  • Chemische Vernetzung durch hohe Temperaturen in Trockenkanälen
  • Typische Trockenschichtdicke 8-12 µm


c. Zwei-komponentige wässrige Beschichtungen

  • physikalische Trocknung durch Wärme in Trockenkanälen und / oder Infrarotstrahlung
  • chemische Vernetzung durch die zweite Härterkomponente
  • Typische Trockenschichtdicke 5-20 µm


2. Vernetzende 100% - Systeme

  • Chemische Vernetzung und Härtung zum Beispiel durch
    ultraviolette Strahlung (UV)
  • Typische Trockenschichtdicke 10-25 µm; in Zweischichtaufträgen auch bis 35/40 µm


3. Thermisch trocknende wässrige Dispersionen (nicht vernetzt)

  • Physikalische Trocknung durch Wärme in Trockenkanälen und/oder durch Infrarotstrahlung
  • Verwendung meist als temporäre Beschichtung, durch Grundreiniger entfernbar

Erkennen von elastischen Bodenbeläge und der eventuell vorhandenen werkseitigen Oberflächenausrüstungen:

Das Erkennen von unterschiedlichen elastischen Bodenbelägen wird durch die über die Jahre immer größer werdende Anzahl an verschiedenen Belagstypen erschwert. Hinzu kommt, dass es diese Beläge mit unterschiedlichen werkseitigen Oberflächenausrüstungen gibt. Der häufig verwendete „Büroklammertest“ (siehe unten und [21]) kann nur zur Erkennung des Bodenbelagsmaterials, aber nicht zur Erkennung der auf dem Bodenbelag befindlichen sehr dünnen werkseitigen Oberflächenausrüstung herangezogen werden. Häufig ist aber gerade die Kenntnis, ob eine werkseitige Oberflächenausrüstung vorhanden ist und um welche es sich handelt, wichtig. Nicht immer ist jede Kombination aus Bodenbelag mit werkseitiger Oberflächenausrüstung und Pflegebefilmung möglich. Im schlimmsten Fall kommt es kurz nach dem Aushärten der Pflegebefilmung aufgrund einer „Unverträglichkeit“/mangelnden Haftung zu einem Abblättern der Befilmung. Dieses Verhalten kann (muss aber nicht zwingend) bei einigen PUR-vergüteten Bodenbelägen auftreten. In diesem Fall sind dann spezielle, an die Oberflächenausrüstung angepasste Pflegebefilmungen zu verwenden. Aber auch die pH-Stabilität eines Bodenbelages wird durch das Vorhandensein oder die Abwesenheit einer Oberflächenausrüstung beeinflusst. Im Idealfall stehen dem Reinigungsdienstleister die Reinigungs- und Pflegeanleitungen für die verlegten Bodenbeläge zur Verfügung. Sind diese nicht mehr vorhanden, muss versucht werden, durch weitergehende Tests auf die Anwesenheit und gegeben falls die Art einer werkseitigen Oberflächenausrüstung zu schließen.

In Praxisversuchen hat sich gezeigt, dass mittels zweier Testflüssigkeiten eine nähere Bestimmung möglich ist. Bei diesen handelt es sich um einen stark alkalischen Grundreiniger (pH-Wert > 13) und Ethylacetat, wie er in Nagellackentfernen verwendet wird. Je nachdem, ob der Bodenbelag mit einer werkseitigen Oberflächenausrüstung versehen ist, reagiert die
Oberfläche auf unterschiedliche Weise, wenn sie mit den Flüssigkeiten in Berührung kommt.

Mit der Testflüssigkeit getränkte, kleine Filterpapier- oder Stoffstücke werden an nicht sichtbaren Stellen auf den Bodenbelag gelegt und mit einem Uhrglas oder Becher abgedeckt. Nach ca. 5 Minuten werden die Stellen auf dem Bodenbelag begutachtet:

Bodenbelagsart
Testflüssigkeit
Linoleum ohne Ausrüstung
PVC ohne Ausrüstung
Linoleum AcrylatAusrüstung
Lino PURAusrüstung
PVC PURAusrüstung
Grundreiniger pH > 13
-
+
-
+
+
Ethylacetat
-
-
-
+
+
  • +: keine Veränderung
    -: Oberfläche wird geschädigt
    * Zum Verhalten von Kautschukbelägen liegen noch keine Ergebnisse vor.

In Kombination mit dem „Büroklammertest“ lässt sich auf diesem Weg eine erste Aussage über die Art des Bodenbelages sowie die gegeben falls vorhandene werkseitige Oberflächenausrüstung treffen. Sollte es sich um einen PUR-vergüteten Bodenbelag handeln, so ist es ratsam, eine Testfläche mit der gewünschten Pflegebefilmung anzulegen, um spätere Reklamationen zu vermeiden. Eine weitergehende und eindeutige Charakterisierung ist dann nur noch mittels spektroskopischer bzw. laboranalytischer Methoden möglich. Diese sind allerdings mit einem erhöhten Zeit- und Kostenaufwand verbunden.

Eine mögliche Reihenfolge an Maßnahmen zur Erkennung von elastischen Bodenbeläge sowie der eventuell vorhandenen werkseitigen Oberflächenausrüstungen und der daraus resultierenden Verträglichkeit mit einer Pflegebefilmung lässt sich also wie folgt formulieren:

  • Informationen aus eventuell vorhandenen Reinigungs- und Pflegeempfehlungen/- anweisungen
  • „Büroklammertest“
  • Verwendung von Testflüssigkeiten
  • Anlegen einer Testfläche mit der gewünschten Pflegebefilmung
  • Mobiles FTIR-Spektrometer
  • Laboranalytik

Info: „Büroklammertest“
Eine aufgebogene Büroklammer aus verkupfertem Draht wird mit Hilfe eines Gasfeuerzeugs erhitzt und dann an einer unauffälligen Stelle in den Belag gestochen. Nach langsamem Herausziehen kann festgestellt werden, um welchen Belag es sich sehr wahrscheinlich handelt:

Linoleumbelag

Das heiße Ende der Büroklammer dringt relativ leicht ein. Eine verkohlte Lochstelle (ohne Wulst) entsteht, ohne dass der Oberflächenbelag schmilzt. Der verkohlte Lochstellen-Rand ist kaum spürbar zu ertasten. Geruch nach verbrannten Haaren bzw. verbranntem Papier.

PVC-Belag

Sehr leichtes Eindringen der heißen Büroklammer. Der Oberflächenbelag schmilzt, eine verkohlte Lochstelle mit Wulst entsteht, aus deren noch heißen Rückständen sich Fäden ziehen
lassen. Die Rückstände an der Büroklammer verbrennen rußend, die Flamme färbt sich kurzzeitig grün (nur bei Kupferdraht). Der Rauch enthält Chlorwasserstoffgas (nicht einatmen!) und reagiert sauer (vor allem in Kombination mit Wasser: feuchtes pH-Papier färbt sich rot).

Polyolefinbelag

Sehr leichtes Eindringen der heißen Büroklammer. Der Oberflächenbelag schmilzt, eine verkohlte Lochstelle mit Wulst entsteht, aus deren noch heißen Rückständen sich Fäden ziehen
lassen. Die Rückstände verbrennen flackernd und rußen nur gering. Geruch nach verbranntem Kerzenwachs.

Elastomerbelag

Kaum vorhandenes Eindringen der heißen Büroklammer in den Belag. Die Oberfläche schmilzt nicht. Es bildet sich eine kleine Lochstelle ohne Wulst, die beim Abtasten kaum spürbar ist. Typischer Geruch nach verbranntem Gummi.

Polyurethan-(PUR-)Belag

Kaum vorhandenes Eindringen der heißen Büroklammer in den Belag, dessen Oberfläche nicht schmilzt. Es bildet sich lediglich eine kleine (oberflächliche), leicht verkohlte Lochstelle ohne Wulst, die beim Abtasten kaum spürbar ist. Es riecht stechend.

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