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Kapitel 4: Spezielle objektspezifische Anforderungen

Spezielle Anforderungen und Probleme, die sich durch die Art der objektspezifischen Nutzung und/oder Beanspruchung ergeben, können die Belagsauswahl entscheidend beeinflussen (siehe auch Kapitel 3) aber auch spezielle Reinigungs- und Pflegearten und -verfahren notwendig machen. Die Auswahl der Bodenbeläge in solchen Bereichen hat also Auswirkungen auf mehrere kritische Aspekte gleichzeitig (Sicherheit, Reinigung und Hygiene, Werterhalt). Eine (nicht erschöpfende) Auswahl ist in den folgenden Tabellen zusammengestellt. Generell zeigt jeder Bodenbelag (mit und ohne Pflegebefilmung) Abnutzungserscheinungen, die zusätzliche Maßnahmen und Kosten für die Werterhaltung nach sich ziehen (vorbeugende sowie korrigierende Maßnahmen).

öffentliche Gebäude mit starkem Publikumsverkehr

Problem Behebung/ Hinweis

Zu geringe Reinigungs- und Pflegefrequenz aufgrund von Kostenersparnis führt zwangsläufig zu weiteren Problemen und z. T. erheblich höheren Kosten.

In öffentlichen Gebäuden mit starkem Publikumsverkehr kann es zu einem erhöhten Schmutzeintrag und auch verstärkten Abnutzung kommen.

(siehe Abb. 6, 10)

Es ist für eine angemessene Reinigungsfrequenz zu sorgen und diese objektspezifisch festzulegen. Siehe auch DIN 77400 [9] für Mindestreinigungsfrequenzen.

Gesundheitswesen

Problem Behebung/ Hinweis
Für das Gesundheitswesen gibt es spezielle Anforderungen an die Hygiene bei der Reinigung und Desinfektion von Flächen. Diese Betreffen neben der Beschaffenheit/Struktur der Oberflächen (s. Kapitel 3: Belagsauswahl) auch die zu verwendenden Methoden und Frequenzen.

Für das Gesundheitswesen die Empfehlung des RKI beachten. Darin werden Aufgaben für den Gebäudebetreiber wie auch für den Dienstleister beschrieben [2].

Zudem muss darauf geachtet werden, dass der Bodenbelag und/oder die verwendete Befilmung eine ausreichende Beständigkeit gegenüber Flächendesinfektionsmitteln hat.

Verschiedene Chemikalien und Medikamentenlösungen wie Infusionslösungen, Kontrastmittel, Wund- und Handdesinfektionsmittel etc. hinterlassen Verfärbungen bzw. Verfleckungen. (siehe Tabelle 23, Abb. 33-36)

Anfallende Flüssigkeiten sollten möglichst rasch vom Belag entfernt werden.

Bei nicht leitfähigen Bodenbelägen sollte nach einer Grundreinigung wenn machbar eine für Gesundheitsbereiche geeignete (Widerstandsfähigkeit gegen alkoholhaltige Desinfektionsmittel) Beschichtung aufgetragen werden (Hinweise der Bodenbelagshersteller beachten). In OP-Bereichen ist eine Beschichtung jedoch auf keinen Fall sinnvoll, da durch Aufkommen von Kontrastmitteln, Infusionsmitteln usw. eine dauerhafte Beschichtung nicht standhalten kann oder diese durch andere Desinfektionsmittel bzw. stärkere Konzentration in anderen Bereichen zerstört wird. Hier ist eine häufigere, maschinelle Reinigung erforderlich und eine Beschichtung mit einer Dispersion auf keinen Fall sinnvoll.

Die u. U. langen Trocknungszeiten der
Pflegedispersionen sind zu berücksichtigen.

Bei den meisten Bodenbelägen in Krankenhäusern, Altenheimen, Dialysen, in denen Infusionslösungen verwendet werden, kommt es zu klebrigen Eigenschaften des Bodenbelags.
Hier ist eine bedarfsorientierte Zwischenreinigung erforderlich.
In Altenheimen sind die Anforderungen an Trittsicherheit, Glanz bzw. Optik sowie Beständigkeit des Belages gegen die Beanspruchung durch Gehhilfen, Rollstühle etc. zu berücksichtigen.
Belag auswählen, der diesen Anforderungen genügt. Erhöhten Reinigungsaufwand zur Entfernung der Gebrauchsspuren z. B. Verstrichungen, Gummiabrieb berücksichtigen. Bei der Auswahl der Reinigungs- und Pflegeprodukte ist auf die dargestellten Anforderungen zu achten (z. B. kein Schichtaufbau). Es ist aufgrund der Beanspruchung durch Rollstühle etc. mit einem vermehrten Verschleiß zu rechnen.

Industrie/ Produktionsbereiche/ Gewerbe

Problem Behebung/ Hinweis
  • Industrieverschmutzungen (z. B. Öle, Reifenabrieb, Metallspäne etc.)
  • Gewerbliche Verschmutzungen (z. B. Flecken durch Haarfärbemittel in Friseursalons, Weichmacher aus Gummireifen in Autohäusern etc.)

Die Auswahl des Belages sollte unter Berücksichtigung der erforderlichen Reinigungs- und Pflegemaßnahme erfolgen. Verschmutzungen wie Öle, Reifenabrieb etc. sind mit herkömmlichen Reinigungsverfahren (z. B. Einsatz von Scheuersaugmaschinen) u. u. nicht entfernbar.

In solchen Bereichen ist es sinnvoll, beim Übergang von Produktions- in Bürobereiche ein angemessenes Schmutzfangsystem zu installieren.

Bodenbeläge in diesen Bereichen sind oft sehr starken mechanische Belastungen ausgesetzt, die den Boden zerstören können (z. B. durch Transportgeräte, Transportmittel, Späne unter dem Schuhwerk, scharfkantige Gegenstände usw.).

(siehe Tabelle 23, Abb. 13, 15-17)

Je nach Höhe der Beanspruchung sollte unter Umständen auf einen elastischen Bodenbelag verzichtet werden und alternativ ein Industrieboden gewählt werden.

Nuklearbereiche

Problem Table Header
Kontamination durch Verstrahlung.
Einsatz von dekontaminierbaren Bodenbelägen mit Prüfzeugnis.

Sporthallen

Problem Behebung/ Hinweis
Trittsicherheit, Glanz, Spielfeldmarkierungen, Mehrzwecknutzung, Einbrenner, Einsatz von Harzen (Handballer), Gerätehülsen, Staub (führt zu Glätte).

Hinweis: FRT-Merkblatt „Reinigung und Pflege von Sporthallenböden: Hallen für Turnen, Spiele und Mehrzwecknutzung“ [10].

Rückstände von nicht wasserlöslichen Harzen sind nur mit Hilfe von organischen Lösemitteln entfernbar. Vorsicht vor Beschädigung der Spielfeldmarkierungen durch die Lösemittel.

Beachtung der DIN V 18032-2 [11].

Gastronomie (Küchen und Speiseräume)

Problem Behebung/ Hinweis
Fetthaltige Verschmutzungen
Notwendigkeit des Einsatzes hochalkalischer Küchenreiniger. Kein Einsatz von alkaliempfindlichen Belägen und Beschichtungen.
Kalkhaltige Rückstände (Wasserhärte)
Notwendigkeit des Einsatzes saurer Küchenreiniger. Kein Einsatz von säureempfindlichen Bodenbelägen.

nassbelastete Barfußbereiche

Problem Behebung/ Hinweis
Fetthaltige Verschmutzungen
Notwendigkeit des Einsatzes hochalkalischer Reiniger. Kein Einsatz von alkaliempfindlichen Bodenbelägen und Beschichtungen.
Kalkhaltige Rückstände (Wasserhärte)
Notwendigkeit des Einsatzes saurer Reiniger. Kein Einsatz von säureempfindlichen Bodenbelägen.
Nässe, Hygiene
Bei Übergangsbereichen zu angrenzenden Bauteilen muss der Bodenbelag ausreichend abgedichtet bzw. verklebt werden.
Nassbelastete Barfußbereiche müssen regelmäßig desinfiziert werde.
Es muss darauf geachtet werden, dass der Bodenbelag und/oder die verwendete Befilmung eine ausreichende Beständigkeit gegenüber Flächendesinfektionsmitteln hat.
Nassbelastete Barfußbereiche erfordern eine erhöhte Trittsicherheit.
Für nassbelastete Barfußbereiche gelten ähnlich wie für Fußböden in Arbeitsräumen und Arbeitsbereichen mit Rutschgefahr vorgeschriebene Trittsicherheitsklassen. Für diese Bereiche sind die entsprechenden Kriterien und die daraus resultierenden Klassen der BGI/GUV-I 8527 [12] zu entnehmen.

Bereiche mit Anforderungen an Elektrostatik (ESD-Bereiche)

Problem Behebung/ Hinweis
Abnehmende Leitfähigkeit

Hinweis: FRT-Information „Elastische Bodenbeläge mit besonderen Anforderungen an das elektrostatische Verhalten in sensiblen Arbeitsbereichen“ [13].

äußeres Umfeld des Gebäudes

Problem Behebung / Hinweis

Eingetragene Verschmutzungen sind abhängig von:

  • Art der Zuwege (z. B. unbefestigte Wege)
  • Witterung
  • Bautätigkeiten im Umfeld

Nutzung des Außenbereiches

(siehe Tabelle 23, Abb. 4, 11)

Festlegung, Planung und Wartung/Reinigung ausreichender Sauberlaufzonen.

Die Reinigungs- und Pflegemaßnahmen sind dem unterschiedlichen Schmutzeintrag anzupassen.

Ggf. sind während Umbaumaßnahmen besondere Vorkehrungen (z. B. flächige Abdeckungen mit kürzeren Reinigungsintervallen) zu treffen.

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